Hallo zusammen,
nachdem bei uns der Hausbau nun auch konkreter wird, beschäftige ich mich zum ersten Mal mit professioneller Hausautomatisierungstechnik und bin dabei natürlich sofort auf KNX gestoßen. Momentan kann ich mich allerdings nur theoretisch mit dem Thema beschäftigen und möchte insbesondere herausfinden was möglich ist, was Sinn hat und ob KNX das richtige ist. Und ja, ich wurde bereits etwas deillusioniert... So ging ich bisher immer davon aus, dass die Automatisierungstechnik die herkömmliche Installation ergänzt, nicht aber ersetzt. So ging ich bisher auch immer von einer Steuerzentrale aus, welche die ganze "smarten" Funktionen regelt. Würde diese ausfallen - so meine Annahme - wäre dies rein ein Komfortverlust und man müsse halt wieder manuell schalten. Tja, so kann man sich irren, was zusätzliche Fragen aufwirft...
Zentral oder dezentrale Installation?
Zentral oder dezentral kann man bei KNX ja unterschiedlich interpretieren. Ich würde gerne mal mit der Verkabelung beginnen. Ich weiß, dass diese Frage schon tausendmal diskutiert wurde, aber eine abschließende Antwort für das "warum" habe ich für mich noch nicht zufriedenstellend gefunden. Grundsätzlich ist KNX ja dezentral konzipiert, wenn ich das recht verstanden habe. Auch scheint mir die dezentrale Installation deutliche Vorteile zu bieten, denn der BUS verläuft durch das ganze Haus. Fällt mir nun zum Beispiel ein, ich müsse noch eine weitere Steckdose separat schalten können, brauche ich lediglich eine Strom- und BUS-Anbindung zur nächstgelegenen Steckdose zu legen und muss nicht durch das gesamte Haus bis in den Schaltschrank. Und abgesehen davon, dass man NIE genügend Steckdosen haben kann, ist ein Haus ja ein niemals endendes Projekt, sodass man am Anfang noch so viel planen kann, am Ende aber trotzdem Änderungen/Erweiterungen vorgenommen werden, an die man niemals hätte denken können...
Und dennoch lese ich überall, dass eine zentrale Installation insbesondere bei Neubauten vorzuziehen sei. Den einzigen Vorteil darin sehe ich aber in den Kosten, da ein Einzel-Schaltaktor je Kanal natürlich deutlich teuerer ist, als ein 16x-Schaltaktor.
Warum wird dann aber keine Hybridlösung in Erwägung gezogen? Bei der konventionellen Elektroinstallation gibt es ja auch Verteilerdosen, die meist mit einer Plastikabdeckung versehen sind. Warum setzt man also nicht z.B. im Wohnzimmer einen 16x-Schaltaktor in die Wand und schaltet dort die 10 vorgsehenen Steckdosen auf. Dann müsste ich bei einer neuen Steckdose kein Kabel bis in den Keller ziehen und die Kosten bleiben pro Kanal "niedrig". Und bei Steckdosen hört es ja nicht auf... Vielleicht will ich ja mal ein RGB-Strip am Wohnzimmerschrank, eine elektrisch ausfahrende Leinwand samt aus der abgehangenen Decke runterfahrenden Beamer. Oder ich will in der Küche (mir fällt überigends kein Grund ein hier Steckdosen schalten zu wollen) die Dunstabzugshaube anbinden (warum auch immer) oder die neue Hängeschrankbeleuchtung etc. Wenn ich da jedes Mal ein Kabel durch das gesamte Haus ziehen müsste, werde ich es wohl einfach lassen und mich ärgern.
Nun bin ich aber nicht der Erste und Einzige, der sich darüber Gedanken macht, d.h. ich habe sicher irgendwas vergessen, was die zentrale Installation so unbestechlich macht...?
Die Frage: Warum favorisiert man die zentrale Installation, was spricht außer Kosten gegen eine dezentrale Installation und warum thematisiert man keine Hybridlösung?!
Wie smart kann dezentral sein?
Hier stellt sich mir die Frage nun eher nach der Funktionalität, den Informationen und der Logik. Nachdem ich festgestellt habe, dass Automatisierungstechnik die konventionelle Elektroinstallation ablöst statt zu ergänzen, erschließt sich mir zu Gunsten der Ausfallsicherheit auch der Ansatz die gesamte Schaltlogik zu dezentralisieren. Und dennoch werde ich den Gedanken nicht los, dass damit gewisse Einschränkungen verbunden sind... Smart bedeutet für mich nicht, dass ich mit einem Taster fünf Rollläden gleichzeitig steuern kann, oder Licht mit Bewegungsmelder, etc. Smart beginnt für mich dort, wo mehrere Informationen zu einer Logik kombiniert werden um auf gleiche Auslöser situationsbedingt unterschiedlich zu reagieren.
Einfaches Beispiel wäre die Türklingel...
Situation 1:
Um 11:00 Uhr wird der Klingelknopf betätigt, die Türglocke klingelt, auf dem Smartphone sehe ich den Postboten vor der Türe und ich sage ihm über das mit der Gegensprechanlage gekoppelte Smartphone, dass ich die Türe gleich öffne.
Situation 2:
Um 17:00 Uhr wird der Klingelknopf betätigt, da die Türglocke abgeschaltet wurde (Baby schläft) bleibt diese stumm, dafür pulsiert das Licht in den Räumen, indem der PM gerade eine Präsenz erkennt (nach dem Pulsieren, wird natürlich der Ausgangszustand wiederhergestellt).
Auf dem Smartphone sehe ich die Zeugen und per Touch beginnt die in den Türsockel eingelassene Ruckelplatte auf Hochtouren zu kommen.
Ist es draußen schon dunkel, steigt zusätzlich gefährlich rot beleuchteter Rauch aus den Nebelmaschinen auf.
Situation 3:
Um 01:00 Uhr wird der Klingelknopf betätigt. Da es mitten in der Nacht ist, bekomme ich nur eine Meldung aufs Handy, die Glocke bleibt stumm. Ein Klingelstreich?! Es wird sturm geleutet... Die Türglocke klingelt - vielleicht doch was Wichtiges...
Bei einer zentralen Steuerung würde ich mir da keine Gedanken machen, denn da laufen alle Informationen an einer zentralen Stelle zusammen und können beliebig komplex zu einer Logik kombiniert werden. Bei KNX funktioniert die Steuerung aber dezentral, d.h. die Umsetzung erfolgt durch die einzelnen Komponenten. Für das obige Beispiel müsste nun also die Türglocke wissen, ob sie aktiv ist, wie spät es ist und wie hell es draußen ist, nur um zu entscheiden, ob sie klingelt. Und auch die Lichtsteuerung müsste wissen, ob die Türklocke aktiv ist, wie viel Uhr es ist, in welchem Raum sich jemand befindet und müsste sich die Ausgangssituation merken um diese nach einer pulsierenden Lichtanimation wieder herzustellen. Phuuuu... Klingt dezentral nicht gerade einfach...
Daher stellt sich mir ernsthaft die Frage, wie "smart" so ein dezentrales System tatsächlich sein kann?
Oder gibt es auch hier die Möglichkeit einer Hybridlösung, mit der zwar alle absolut notwendigen Funktionen (Licht an/aus, Rollladen fahren, etc.) dezentral funktionieren, Komfort-Funktionen aber zentral gesteuert werden? Ich habe zwar bereits KNX-Logikbausteine gefunden, wobei da ein paar Logik-Gatter schon ganz schön ins Geld gehen...
Oder mach ich mir umsonst Sorgen und ich kann hinter einen Taster ein komplexes Regelwerk setzen, das in Abhängigkeit mehrer separaten Sensoren unterschiedliche Aktionen durchführt.
Falls ja wäre ich über einen Hinweis oder ein Stichwort für eine zielgerichtete Recherche sehr dankbar.
Wie und wo werden solche Bedingungen denn dann gebildet?
Die Frage(n): Können in KNX komplexe Steuerlogiken mit Informationen aus mehreren Sensoren umgesetzt werden? Gibt es dafür ein Stichwort zur Recherche? Oder bietet sich für komplexe Komfortfunktionen eine zentrale Steuerung an bzw. ist dies überhaupt möglich?
Sicherheit
Die Frage ist einfach, ob man ein Bus-Kabel auch nach außen legen darf. Mir ist klar, dass sich ein Störenfried theoretisch auf den Bus schalten kann (z.B. durch Entfernung einer bestehenden Komponente). Die Frage ist nur, wie sicherheitsrelevant ist dies tatsächlich... Ich lese immer wieder unterschiedliche Aussagen. Während der eine pedigt, dass man aus Sicherheitsgründen unter keinen Umständen ein Bus-Kabel nach außen legen soll, geht der andere davon aus, dass ein Linienkoppler als Abgrenzung ausreicht. Sollte ein Linienkoppler tatsächlich das "Eindringen" in den sicheren Bereich zuverlässig verhindern, könnte mir vielleicht jemand in den Garten unter Wasser setzen, wenn die Bewässerungsanlage dauernd läuft, aber Zugang zum Haus hat er damit ja trotzdem nicht... Und kann man den Linienkoppler mit der ETS überwinden?
Die Frage: Kann mit einem Linienkoppler ein sicherer Bereich von einem unsicheren zuverlässig abgegrenzt werden oder sollte man unter keinen Umständen ein Bus-Kabel in einem unsicheren Bereich führen?
Beste Grüße
Michael
nachdem bei uns der Hausbau nun auch konkreter wird, beschäftige ich mich zum ersten Mal mit professioneller Hausautomatisierungstechnik und bin dabei natürlich sofort auf KNX gestoßen. Momentan kann ich mich allerdings nur theoretisch mit dem Thema beschäftigen und möchte insbesondere herausfinden was möglich ist, was Sinn hat und ob KNX das richtige ist. Und ja, ich wurde bereits etwas deillusioniert... So ging ich bisher immer davon aus, dass die Automatisierungstechnik die herkömmliche Installation ergänzt, nicht aber ersetzt. So ging ich bisher auch immer von einer Steuerzentrale aus, welche die ganze "smarten" Funktionen regelt. Würde diese ausfallen - so meine Annahme - wäre dies rein ein Komfortverlust und man müsse halt wieder manuell schalten. Tja, so kann man sich irren, was zusätzliche Fragen aufwirft...
Zentral oder dezentrale Installation?
Zentral oder dezentral kann man bei KNX ja unterschiedlich interpretieren. Ich würde gerne mal mit der Verkabelung beginnen. Ich weiß, dass diese Frage schon tausendmal diskutiert wurde, aber eine abschließende Antwort für das "warum" habe ich für mich noch nicht zufriedenstellend gefunden. Grundsätzlich ist KNX ja dezentral konzipiert, wenn ich das recht verstanden habe. Auch scheint mir die dezentrale Installation deutliche Vorteile zu bieten, denn der BUS verläuft durch das ganze Haus. Fällt mir nun zum Beispiel ein, ich müsse noch eine weitere Steckdose separat schalten können, brauche ich lediglich eine Strom- und BUS-Anbindung zur nächstgelegenen Steckdose zu legen und muss nicht durch das gesamte Haus bis in den Schaltschrank. Und abgesehen davon, dass man NIE genügend Steckdosen haben kann, ist ein Haus ja ein niemals endendes Projekt, sodass man am Anfang noch so viel planen kann, am Ende aber trotzdem Änderungen/Erweiterungen vorgenommen werden, an die man niemals hätte denken können...
Und dennoch lese ich überall, dass eine zentrale Installation insbesondere bei Neubauten vorzuziehen sei. Den einzigen Vorteil darin sehe ich aber in den Kosten, da ein Einzel-Schaltaktor je Kanal natürlich deutlich teuerer ist, als ein 16x-Schaltaktor.
Warum wird dann aber keine Hybridlösung in Erwägung gezogen? Bei der konventionellen Elektroinstallation gibt es ja auch Verteilerdosen, die meist mit einer Plastikabdeckung versehen sind. Warum setzt man also nicht z.B. im Wohnzimmer einen 16x-Schaltaktor in die Wand und schaltet dort die 10 vorgsehenen Steckdosen auf. Dann müsste ich bei einer neuen Steckdose kein Kabel bis in den Keller ziehen und die Kosten bleiben pro Kanal "niedrig". Und bei Steckdosen hört es ja nicht auf... Vielleicht will ich ja mal ein RGB-Strip am Wohnzimmerschrank, eine elektrisch ausfahrende Leinwand samt aus der abgehangenen Decke runterfahrenden Beamer. Oder ich will in der Küche (mir fällt überigends kein Grund ein hier Steckdosen schalten zu wollen) die Dunstabzugshaube anbinden (warum auch immer) oder die neue Hängeschrankbeleuchtung etc. Wenn ich da jedes Mal ein Kabel durch das gesamte Haus ziehen müsste, werde ich es wohl einfach lassen und mich ärgern.
Nun bin ich aber nicht der Erste und Einzige, der sich darüber Gedanken macht, d.h. ich habe sicher irgendwas vergessen, was die zentrale Installation so unbestechlich macht...?
Die Frage: Warum favorisiert man die zentrale Installation, was spricht außer Kosten gegen eine dezentrale Installation und warum thematisiert man keine Hybridlösung?!
Wie smart kann dezentral sein?
Hier stellt sich mir die Frage nun eher nach der Funktionalität, den Informationen und der Logik. Nachdem ich festgestellt habe, dass Automatisierungstechnik die konventionelle Elektroinstallation ablöst statt zu ergänzen, erschließt sich mir zu Gunsten der Ausfallsicherheit auch der Ansatz die gesamte Schaltlogik zu dezentralisieren. Und dennoch werde ich den Gedanken nicht los, dass damit gewisse Einschränkungen verbunden sind... Smart bedeutet für mich nicht, dass ich mit einem Taster fünf Rollläden gleichzeitig steuern kann, oder Licht mit Bewegungsmelder, etc. Smart beginnt für mich dort, wo mehrere Informationen zu einer Logik kombiniert werden um auf gleiche Auslöser situationsbedingt unterschiedlich zu reagieren.
Einfaches Beispiel wäre die Türklingel...
Situation 1:
Um 11:00 Uhr wird der Klingelknopf betätigt, die Türglocke klingelt, auf dem Smartphone sehe ich den Postboten vor der Türe und ich sage ihm über das mit der Gegensprechanlage gekoppelte Smartphone, dass ich die Türe gleich öffne.
Situation 2:
Um 17:00 Uhr wird der Klingelknopf betätigt, da die Türglocke abgeschaltet wurde (Baby schläft) bleibt diese stumm, dafür pulsiert das Licht in den Räumen, indem der PM gerade eine Präsenz erkennt (nach dem Pulsieren, wird natürlich der Ausgangszustand wiederhergestellt).
Auf dem Smartphone sehe ich die Zeugen und per Touch beginnt die in den Türsockel eingelassene Ruckelplatte auf Hochtouren zu kommen.
Ist es draußen schon dunkel, steigt zusätzlich gefährlich rot beleuchteter Rauch aus den Nebelmaschinen auf.
Situation 3:
Um 01:00 Uhr wird der Klingelknopf betätigt. Da es mitten in der Nacht ist, bekomme ich nur eine Meldung aufs Handy, die Glocke bleibt stumm. Ein Klingelstreich?! Es wird sturm geleutet... Die Türglocke klingelt - vielleicht doch was Wichtiges...
Bei einer zentralen Steuerung würde ich mir da keine Gedanken machen, denn da laufen alle Informationen an einer zentralen Stelle zusammen und können beliebig komplex zu einer Logik kombiniert werden. Bei KNX funktioniert die Steuerung aber dezentral, d.h. die Umsetzung erfolgt durch die einzelnen Komponenten. Für das obige Beispiel müsste nun also die Türglocke wissen, ob sie aktiv ist, wie spät es ist und wie hell es draußen ist, nur um zu entscheiden, ob sie klingelt. Und auch die Lichtsteuerung müsste wissen, ob die Türklocke aktiv ist, wie viel Uhr es ist, in welchem Raum sich jemand befindet und müsste sich die Ausgangssituation merken um diese nach einer pulsierenden Lichtanimation wieder herzustellen. Phuuuu... Klingt dezentral nicht gerade einfach...
Daher stellt sich mir ernsthaft die Frage, wie "smart" so ein dezentrales System tatsächlich sein kann?
Oder gibt es auch hier die Möglichkeit einer Hybridlösung, mit der zwar alle absolut notwendigen Funktionen (Licht an/aus, Rollladen fahren, etc.) dezentral funktionieren, Komfort-Funktionen aber zentral gesteuert werden? Ich habe zwar bereits KNX-Logikbausteine gefunden, wobei da ein paar Logik-Gatter schon ganz schön ins Geld gehen...
Oder mach ich mir umsonst Sorgen und ich kann hinter einen Taster ein komplexes Regelwerk setzen, das in Abhängigkeit mehrer separaten Sensoren unterschiedliche Aktionen durchführt.
Falls ja wäre ich über einen Hinweis oder ein Stichwort für eine zielgerichtete Recherche sehr dankbar.
Wie und wo werden solche Bedingungen denn dann gebildet?
Die Frage(n): Können in KNX komplexe Steuerlogiken mit Informationen aus mehreren Sensoren umgesetzt werden? Gibt es dafür ein Stichwort zur Recherche? Oder bietet sich für komplexe Komfortfunktionen eine zentrale Steuerung an bzw. ist dies überhaupt möglich?
Sicherheit
Die Frage ist einfach, ob man ein Bus-Kabel auch nach außen legen darf. Mir ist klar, dass sich ein Störenfried theoretisch auf den Bus schalten kann (z.B. durch Entfernung einer bestehenden Komponente). Die Frage ist nur, wie sicherheitsrelevant ist dies tatsächlich... Ich lese immer wieder unterschiedliche Aussagen. Während der eine pedigt, dass man aus Sicherheitsgründen unter keinen Umständen ein Bus-Kabel nach außen legen soll, geht der andere davon aus, dass ein Linienkoppler als Abgrenzung ausreicht. Sollte ein Linienkoppler tatsächlich das "Eindringen" in den sicheren Bereich zuverlässig verhindern, könnte mir vielleicht jemand in den Garten unter Wasser setzen, wenn die Bewässerungsanlage dauernd läuft, aber Zugang zum Haus hat er damit ja trotzdem nicht... Und kann man den Linienkoppler mit der ETS überwinden?
Die Frage: Kann mit einem Linienkoppler ein sicherer Bereich von einem unsicheren zuverlässig abgegrenzt werden oder sollte man unter keinen Umständen ein Bus-Kabel in einem unsicheren Bereich führen?
Beste Grüße
Michael
Kommentar