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RCDs und Überspannungsschutz

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    [Elektro] RCDs und Überspannungsschutz

    Hallo zusammen!

    Ich habe letztens ein Planungsgespräch mit meiner Elektrofirma gehabt. Dabei sind mir ein paar nicht so geläufige Punkte aufgetaucht. Mir geht es hierbei um das Verständnis dieser Punkte. Ich werde nichts davon selber machen, aber ich möchte es verstehen (oder wissen wo ich es nachlesen kann).

    Ich habe gelesen das RCDs in aller Beleuchtungs- und Steckdosenkreisen einer Wohnung vorhanden sein müssen. Soweit ist das auch OK. Allerdings gibt es auch solche Geräte wie die ABB DS201, wo auch ein AFDD mit integriert ist.

    Zitat: "FI/LS-Schalter (RCBOs) bieten Personen- und Sachschutz sowie einen Schutz vor elektrisch gezündeten Bränden gemäß DIN VDE 0100-410 und DIN VDE 0100-530."

    Für Wohnraum, Schlafräume, Flur, Bad und Küche absolut sinnvoll. Werden auch auf meinen Wunsch hin eingesetzt.

    Aber...

    In wieweit muss ich den Schutz vor elektrisch gezündeten Bränden im Keller (Licht und Steckdosen), Waschmaschine, Trockner oder Hobbywerkstatt (auch CEE 16A & 32A) einbeziehen? Oder kann ich hier "Klassisch" auf FI mit Sicherungen gehen?



    Ein weiterer Punkt ist der Schutz vor Überspannungen aus meiner Hobbywerkstatt.
    Folgendes Szenario hatte ich schon: Durch eine fehlerhafte Maschine (Oberfräse) hatte ich (wahrscheinlich) eine Überspannung die mir 4 LED Lampen in meiner alten Hobbywerkstatt zerstört hat. Ich will jetzt einen Schutz der Steckdosenkreise der Werkstatt gegen Überspannung einbauen lassen. Meine Elektrofirma sieht das als nicht nötig an, somit war das Thema sehr schnell vom Tisch.
    Daher: ist das wirklich so unnötig?
    Als Firma hatte ich DEHN gefunden (wurde hier im Forum mehrfach erwähnt). Nur welches Produkt ist da sinnvoll?
    Und was bedeuten die Unterschiede für TT oder TNS?

    Ich würde mich über ein wenig Input freuen, damit ich beim nächsten Gespräch besser vorbereitet bin.

    Vielen Dank und Grüße aus dem verschneiten Braunschweig

    #2
    Ein FI Schutzschalter (RCD) vergleicht die Ströme zwischen Phase und Nulleiter. Gibt es eine Abweichung löst er aus. D.h. wenn du an die Phase fasst, dann geht ein sehr kleiner Strom durch dich durch und fehlt im Nulleiter, der FI löst aus und schützt damit dein Leben.

    Ein Leitungsschutzschalter (LS) "misst" den Strom durch die Phase und löst bei einem zu hohen Strom aus. Damit wird verhindert, dass das Kabel/Steckdose/Gerät zu stark belastet wird, sich zu stark erwärmt und mit dem Brennen anfängt.

    Die typische Verschaltung im Haushalt ist ein großer FI (bspw. für das Erdgeschosse) an welchen dann mehrere LS (einer für das Wohnzimmer, einer für das Esszimmer, ...) dahinter angeschlossen werden. Dumm ist halt nur, dass wenn im Wohnzimmer der FI auslöst, dass dann das gesamte EG dunkel ist. Sehr ungeschickt ist, wenn auch noch Außensteckdosen daran angeschlossen sind und dann durch Regen/Tierchen/unliebsamer Nachbar, der FI ausgelöst wird und damit das ganze EG dunkel ist.

    Daher kann man für manche Stromkreise (oder für jeden Stromkreis) einen eigenen RCBO (FI + LS) verwenden.

    D.h. bspw. ein FI für EG, dahinter ein LS für Esszimmer, ein LS für Wohnzimmer, ein paar LS für Küche. Ein RCBO unabhängig vom Rest für Außensteckdosen, Ein RCBO unabhängig vom Rest für das Bad.

    Ein Kabelbrand kann nicht nur durch Überhitzung auftreten, sondern auch durch ein Kabelbruch oder ein unsauberer Kontakt und damit resultierender Funkenbildung entlang des Stromkreises. (Also nicht eine Funken zwischen der Phase und N oder zwischen der Phase und Erde, sondern ein Funke entlang der Phase). Die Idee des AFDD ist, dass dieser solch einen Funken erkennt und auslöst und damit einen Brand verhindert. Das Problem daran ist nur, dass das nur unter Idealbedingungen im Labor funktioniert. Viele hier bezweifeln die Funktion, einige haben es auch getestet, dass im Alltag ein Funke nicht erkannt wird.

    D.h. FI + mehrere LS oder FI + je ein LS (RCBO) ist Stand der Technik. Ein AFDD ist Wunsch der Hersteller, da er sündhaft teuer ist.

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      #3
      Zitat von AlexSchei Beitrag anzeigen
      Zitat: "FI/LS-Schalter (RCBOs) bieten Personen- und Sachschutz sowie einen Schutz vor elektrisch gezündeten Bränden gemäß DIN VDE 0100-410 und DIN VDE 0100-530."

      Für Wohnraum, Schlafräume, Flur, Bad und Küche absolut sinnvoll. Werden auch auf meinen Wunsch hin eingesetzt.

      Aber...

      In wieweit muss ich den Schutz vor elektrisch gezündeten Bränden im Keller (Licht und Steckdosen), Waschmaschine, Trockner oder Hobbywerkstatt (auch CEE 16A & 32A) einbeziehen? Oder kann ich hier "Klassisch" auf FI mit Sicherungen gehen?
      Bezüglich Schutz vor elektrisch gezündeten Bränden verhalten sich RCBO und Gruppen FI mit Sicherungen genau gleich. Der FI bzw FI-Teil vom RCBO erkennt Lichbögen von Außenleiter (Phase) zu Erdpotential (paralleler Fehlerlichtbogen) und schaltet ab. Ein AFDD kann Lichtbögen über einen Leitungsbruch in einem Außenleiter (serieller Fehlerlichtbogen) erkennen und abschalten. Sowas erkennt ein RCD nicht.

      Ein ABB DS201 ist allerdings ein "ganz normaler, einfacher" RCBD, AFDD ist da keiner drin. Eine Kombination von RCBO und AFDD wäre der ABB DS-ARC1.

      I am hoping the Internet of Incompatible Things mitigates the bad effects of the Internet of Insecure Things.

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        #4
        Zitat von AlexSchei Beitrag anzeigen
        In wieweit muss ich den Schutz vor elektrisch gezündeten Bränden im Keller (Licht und Steckdosen), Waschmaschine, Trockner oder Hobbywerkstatt (auch CEE 16A & 32A) einbeziehen? Oder kann ich hier "Klassisch" auf FI mit Sicherungen gehen?
        Gar nicht, da es diese Wunderschalter nicht 3polig gibt. Der Normlichtbogen entsteht nämlich scheinbar nur einphasig

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          #5
          Über die Aufteilung der FI Kreise und LS Kreise gibt es hier schon einige sehr sinnvolle Threads.
          Ich habe auch eine deutlich granularere Aufteilung als das was so als Minimum gefordert ist. Bei mir sind es 5 FI gefolgt von je einigen LS und 13 FI/LS Automaten.
          AFDD habe ich keine, weil ich es nicht muss und ich der Notwendigkeit keine so große Bedeutung beimesse.

          Das mit ein paar zusätzlichen ÜSS Modulen, die die Überspannungen aus Werkzeugen verhindern sind ganz praktisch, nur solltest da entweder noch viel viel lesen oder eben eine Fachkraft zu Rate ziehen.


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          "Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten."
          Albert Einstein

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            #6
            +1 für keine AFDD da der Aufpreis den zweifelhaften Nutzen nicht wert ist

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              #7
              Vielen Dank für den Input!! Sehr interessant und informativ! Das bringt mich weiter.

              Zitat von FrankMaier Beitrag anzeigen
              Ein AFDD ist Wunsch der Hersteller
              Das ist mir bisher neu gewesen, aber dann werde ich dem Elektriker das Ding mal ausreden.

              Zitat von vento66 Beitrag anzeigen
              Der Normlichtbogen entsteht nämlich scheinbar nur einphasig
              Ziemlich interessante physikalische Neuigkeit, muss ich glatt mal meinen Kollegen erzählen (allesamt Physiker) ...

              Zitat von FrankMaier Beitrag anzeigen
              FI + mehrere LS oder FI + je ein LS (RCBO) ist Stand der Technik.
              Zitat von gbglace Beitrag anzeigen
              Bei mir sind es 5 FI gefolgt von je einigen LS und 13 FI/LS Automaten.
              Diese beiden Aussagen bestärken mich in meiner Ansicht, das es auch "klassisch" geht, mit FI und LS. Das macht einiges einfacher/günstiger. Aber eben nicht nur 1 oder 2 FI-Schutzschalter, sondern mehrere in Kombination mit RCBOs.

              Zitat von gbglace Beitrag anzeigen
              eben eine Fachkraft zu Rate ziehen
              Tja, genau das wollte ich, aber :
              Zitat von AlexSchei Beitrag anzeigen
              Meine Elektrofirma sieht das als nicht nötig an, somit war das Thema sehr schnell vom Tisch.
              Dann muss ich da nochmal explizit nachfassen. Habt ihr da evtl. eine Produktempfehlung für mich?


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                #8
                Zitat von AlexSchei Beitrag anzeigen
                Ich habe gelesen das RCDs in aller Beleuchtungs- und Steckdosenkreisen einer Wohnung vorhanden sein müssen. Soweit ist das auch OK. Allerdings gibt es auch solche Geräte wie die ABB DS201, wo auch ein AFDD mit integriert ist.

                Für Wohnraum, Schlafräume, Flur, Bad und Küche absolut sinnvoll. Werden auch auf meinen Wunsch hin eingesetzt.
                Je nachdem wie deine Leitungen verlegt sind, ist ein AFDD genau in z.B. Schlafräumen eben nicht sinnvoll, weil technisch funktionslos.
                Es sei denn, du betreibst da drin irgendwas was >1A zieht, also rund 250W.
                Einigermaßen sinnvoll sind die Dinger bei Großverbrauchern, vor allem jenen die man auch mal unbeaufsichtigt betreibt, also z.B. Waschmaschine, Trockner und Geschirrspüler.
                Da können sie bei seriellen Lichtbögen das Schutzniveau erhöhen.

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                  #9
                  oder eben auch nicht... Je nachdem ob Du Geld mit den Dingern verdienen willst, oder nicht.

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