[EDIT]: Achtung: Auf den Fotos sind Leerohre in der Farbe Orange zu sehen. Orangene Leerrohre sollten generell nicht mehr verwendet werden (flammausbreitend) und sind insbesondere in baulichen Hohläumen nicht zulässig.
Das Thema SmartHome, KNX und dergleichen wird ja in den meisten Fällen im Zusammenhang mit einem Neubau gesehen. Man muss sich nur mal in diesem Forum umsehen und wird feststellen, dass der Altbau deutlich unterrepräsentiert ist. Umso schwieriger ist es, an spezifische Informationen zu kommen, die auf die Besonderheiten des Altbaus zielen. Meine wichtigste Informationsquelle neben Elektriker und diesem Forum ist natürlich mittlerweile DAS BUCH von Stefan Heinle. Aber auch dort sind praktisch keine Infos zum Altbau vorhanden. Viele Ideen meines Elektrikers haben sich im Nachhinein als nicht realisierbar erwiesen. Um ein Beispiel zu nennen:
In der Decke (hohl) eines mit Stuck verzierten Raums sollen jede Menge Smarthome Komponenten verbaut werden, wie Präsenzmelder, Temperatursensoren, Deckeneinbaulautsprecher oder Leuchten. Wie kommt man nun in die Decke ohne den Stuck stellenweise zu zerstören? Vorschlag meines Elektrikers war, im Stockwerk darüber Schlitze in den rohen Fußboden zu fräsen und alle Leitungen von oben einzuführen. Die Idee klang zwar gut, wurde vom Statiker aber sofort kassiert. Ende vom Lied: Der Stuckateur freute sich auf einen Auftrag.
Was ich anfangs insbesondere vermisst und gesucht habe, sind Fotos aus einem Altbau, wo KNX und dergleichen nachgerüstet wurden, um damit die richtigen Ideen für meinen eigenen Altbau zu entwickeln. Leider war es sehr schwer, so etwas zu finden. Mittlerweile ist ein großer Teil der Elektroinstallation abgeschlossen und für fast alle Probleme wurde eine gute Lösung gefunden. Ich will jetzt einfach mal ein paar Foto herzeigen und dem einen oder anderen damit vielleicht bei der Ideensuche auf die Sprünge helfen.
Grundsätzlich will man für KNX ja einen zentralen Schaltschrank haben um die platzhungrigen KNX-Komponenten mit Reserven unterzubringen und große Unterverteilungen auf den Stockwerken zu vermeiden. Probleme kann man allerdings mit den zulässigen Leitungslängen bekommen und versucht deshalb einen möglichst zentralen Ort zu finden. In meinem Fall hat sich der Kellerflur als geeignetster Ort erwiesen:
image_54022.jpg
Er ist zentral im Gebäude angeordnet und direkt über dem Verteiler wurde ein Elektro-Steigschacht über zwei Stockwerke angebracht:
DSC_3521.jpg
Wie oben schon erwähnt, war es aufgrund des Stucks in fast allen Räumen problematisch nicht nur in die Decken, sondern auch in die Wände zu kommen für Steckdosen und Schalter. Zumindest fürs Erdgeschoss bot sich hierfür eine sehr praktische Lösung an:
DSC_3101.jpg
In allen Kellerräumen wurde eine Kabelrinne unterhalb der Decke montiert. Damit sind die Wände aller Räume im Erdgeschoss ohne Schlitzorgien durch eine kurze Bohrung durch die Kellerdecke erreichbar.
DSC_3108.jpg
DSC_3190.jpg
Die Kabelrinnen sind von OBO Bettermann und nicht gerade kostengünstig. Der Aufwand fürs Schlitzfräsen wäre allerdings um einiges größer gewesen, hätte aber nicht die Flexibilität geboten, wie Kabelrinnen, in die man auch Jahre später noch Leitungen einlegen kann.
DSC_3104.jpg
Im Heizraum war das Anbringen der Kabelrinnen etwas aufwändiger, da ein Abstand von 40 cm zum Rauchrohr eingehalten werden musste. Das ließ sich nur über einen kleinen Umweg nach unten erreichen:
DSC_3111.jpg
Alle Kabelrinnen verfügen über einen Trennsteg, somit können auch Netzwerk- oder Steuerleitungen gemeinsam mit 230V in einer Rinne verlegt werden:
DSC_3113.jpg
Die Durchbrüche in benachbarte Kellerräume wurden durch Kernbohrungen und anschließendem Einsetzten von Leerrohren, getrennt nach 230V und Niedervolt, realisiert. Mit feuerfester Stopfwolle zum Beispiel kann ein gewisser Brandschutz hergestellt werden.
Die Kabelrinne endet oberhalb des Verteilers, von dort geht es durch Kabel- und Rangierkanäle in den Verteiler:
DSC_3037.jpg
Hinter den Abdeckungen sieht es dann so aus:
DSC_3130.jpg
Im Steigschacht nach oben werden die Leitungen mit OBO Bügelschellen 2056 auf einer OBO Profilschiene 1268 befestigt:
DSC_3534.jpg
Weiter geht es dann durch Leerrohre M25 in die hohlen Decken:
DSC_3545.jpg
Die Decken verfügen über 20 cm hohe und breite Hohlkammern, die in Spannrichtung verlaufen. Somit musste die Decke nur in orthogonal verlaufender Richtung geöffnet werden um die Leerrohre an jede beliebige Stelle in der Decke zu führen.
DSC_3539.jpg
Ich musste jedoch erkenne, dass der Nutzen von Leerrohren nur begrenzt ist, wenn man mehr als zwei Radien hat. Ab der dritten Kurve wird das Kabel-Einziehen zur Herausforderung. Weniger die Länge des Leerrohrs ist entscheidend als vielmehr der Radius und die Anzahl der Kurven. Bei zweifelhalten Verhältnissen wurde deshalb das Kabel vor dem Verlegen der Leerrohre eingezogen.
DSC_3535.jpg
DSC_3529.jpg
Wie in DEM BUCH von Stefan Heinle gefordert, habe ich fleißig für alle Räume einen Leitungsplan gezeichnet. Man glaubt kaum, wie schnell man es vergisst wo welche Leitung verlegt wurde. Besonders wenn man aus "Gründen" mal die Installationszonen verletzen muss, ist es später sehr hilfreich, wenn man einen Plan zu Hand hat:
Leitungsplan.pdf
So viel als Anregung für Altbausanierer, sicher gibt es noch viele andere Möglichkeiten, der alten Substanz gerecht zu werden.
Viele Grüße
Uli
Das Thema SmartHome, KNX und dergleichen wird ja in den meisten Fällen im Zusammenhang mit einem Neubau gesehen. Man muss sich nur mal in diesem Forum umsehen und wird feststellen, dass der Altbau deutlich unterrepräsentiert ist. Umso schwieriger ist es, an spezifische Informationen zu kommen, die auf die Besonderheiten des Altbaus zielen. Meine wichtigste Informationsquelle neben Elektriker und diesem Forum ist natürlich mittlerweile DAS BUCH von Stefan Heinle. Aber auch dort sind praktisch keine Infos zum Altbau vorhanden. Viele Ideen meines Elektrikers haben sich im Nachhinein als nicht realisierbar erwiesen. Um ein Beispiel zu nennen:
In der Decke (hohl) eines mit Stuck verzierten Raums sollen jede Menge Smarthome Komponenten verbaut werden, wie Präsenzmelder, Temperatursensoren, Deckeneinbaulautsprecher oder Leuchten. Wie kommt man nun in die Decke ohne den Stuck stellenweise zu zerstören? Vorschlag meines Elektrikers war, im Stockwerk darüber Schlitze in den rohen Fußboden zu fräsen und alle Leitungen von oben einzuführen. Die Idee klang zwar gut, wurde vom Statiker aber sofort kassiert. Ende vom Lied: Der Stuckateur freute sich auf einen Auftrag.
Was ich anfangs insbesondere vermisst und gesucht habe, sind Fotos aus einem Altbau, wo KNX und dergleichen nachgerüstet wurden, um damit die richtigen Ideen für meinen eigenen Altbau zu entwickeln. Leider war es sehr schwer, so etwas zu finden. Mittlerweile ist ein großer Teil der Elektroinstallation abgeschlossen und für fast alle Probleme wurde eine gute Lösung gefunden. Ich will jetzt einfach mal ein paar Foto herzeigen und dem einen oder anderen damit vielleicht bei der Ideensuche auf die Sprünge helfen.
Grundsätzlich will man für KNX ja einen zentralen Schaltschrank haben um die platzhungrigen KNX-Komponenten mit Reserven unterzubringen und große Unterverteilungen auf den Stockwerken zu vermeiden. Probleme kann man allerdings mit den zulässigen Leitungslängen bekommen und versucht deshalb einen möglichst zentralen Ort zu finden. In meinem Fall hat sich der Kellerflur als geeignetster Ort erwiesen:
image_54022.jpg
Er ist zentral im Gebäude angeordnet und direkt über dem Verteiler wurde ein Elektro-Steigschacht über zwei Stockwerke angebracht:
DSC_3521.jpg
Wie oben schon erwähnt, war es aufgrund des Stucks in fast allen Räumen problematisch nicht nur in die Decken, sondern auch in die Wände zu kommen für Steckdosen und Schalter. Zumindest fürs Erdgeschoss bot sich hierfür eine sehr praktische Lösung an:
DSC_3101.jpg
In allen Kellerräumen wurde eine Kabelrinne unterhalb der Decke montiert. Damit sind die Wände aller Räume im Erdgeschoss ohne Schlitzorgien durch eine kurze Bohrung durch die Kellerdecke erreichbar.
DSC_3108.jpg
DSC_3190.jpg
Die Kabelrinnen sind von OBO Bettermann und nicht gerade kostengünstig. Der Aufwand fürs Schlitzfräsen wäre allerdings um einiges größer gewesen, hätte aber nicht die Flexibilität geboten, wie Kabelrinnen, in die man auch Jahre später noch Leitungen einlegen kann.
DSC_3104.jpg
Im Heizraum war das Anbringen der Kabelrinnen etwas aufwändiger, da ein Abstand von 40 cm zum Rauchrohr eingehalten werden musste. Das ließ sich nur über einen kleinen Umweg nach unten erreichen:
DSC_3111.jpg
Alle Kabelrinnen verfügen über einen Trennsteg, somit können auch Netzwerk- oder Steuerleitungen gemeinsam mit 230V in einer Rinne verlegt werden:
DSC_3113.jpg
Die Durchbrüche in benachbarte Kellerräume wurden durch Kernbohrungen und anschließendem Einsetzten von Leerrohren, getrennt nach 230V und Niedervolt, realisiert. Mit feuerfester Stopfwolle zum Beispiel kann ein gewisser Brandschutz hergestellt werden.
Die Kabelrinne endet oberhalb des Verteilers, von dort geht es durch Kabel- und Rangierkanäle in den Verteiler:
DSC_3037.jpg
Hinter den Abdeckungen sieht es dann so aus:
DSC_3130.jpg
Im Steigschacht nach oben werden die Leitungen mit OBO Bügelschellen 2056 auf einer OBO Profilschiene 1268 befestigt:
DSC_3534.jpg
Weiter geht es dann durch Leerrohre M25 in die hohlen Decken:
DSC_3545.jpg
Die Decken verfügen über 20 cm hohe und breite Hohlkammern, die in Spannrichtung verlaufen. Somit musste die Decke nur in orthogonal verlaufender Richtung geöffnet werden um die Leerrohre an jede beliebige Stelle in der Decke zu führen.
DSC_3539.jpg
Ich musste jedoch erkenne, dass der Nutzen von Leerrohren nur begrenzt ist, wenn man mehr als zwei Radien hat. Ab der dritten Kurve wird das Kabel-Einziehen zur Herausforderung. Weniger die Länge des Leerrohrs ist entscheidend als vielmehr der Radius und die Anzahl der Kurven. Bei zweifelhalten Verhältnissen wurde deshalb das Kabel vor dem Verlegen der Leerrohre eingezogen.
DSC_3535.jpg
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Wie in DEM BUCH von Stefan Heinle gefordert, habe ich fleißig für alle Räume einen Leitungsplan gezeichnet. Man glaubt kaum, wie schnell man es vergisst wo welche Leitung verlegt wurde. Besonders wenn man aus "Gründen" mal die Installationszonen verletzen muss, ist es später sehr hilfreich, wenn man einen Plan zu Hand hat:
Leitungsplan.pdf
So viel als Anregung für Altbausanierer, sicher gibt es noch viele andere Möglichkeiten, der alten Substanz gerecht zu werden.
Viele Grüße
Uli
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